3D-CAD Ich konstruiere mir die Welt wie sie mir gefällt

Zuletzt aktualisiert am 16. November 2018 um 15:24

Eine CAD Software zum Erstellen von einfachen Körpern ist mittlerweile Standard und frei verfügbar (OnShape). Mit diesem Feature allein lässt sich kein Cent verdienen. Es braucht also neue Anwendungsfälle / Ideen um eine CAD Software erfolgreich zu verkaufen. Was tun? Features, features und Integration. Von Bauteiloptimierungsverfahren aufbauend auf den Ergebnissen einer FEM Simulation bis hin zur automatisierten Erstellung von Prüfprotokollen bieten CAD Softwarepakete heute mehr als nur herkömmliche Produktgestaltung. Integration von Modulen für die Erstellung von PCBs, elektrische Schaltpläne, grafische Aufbereitung für Marketingzwecke und AR/VR als Ausgabemöglichkeiten sind bei mir im Rahmen einer What’s New? Veranstaltung eines renommierten CAD-Software Herstellers gedanklich verankert worden.

Augmented / Virtual Reality

Das Eintauchen in die virtuelle Welt mit gängigen VR-Brillen soll zukünftig den Konstruktionsprozess erleichtern. Schon jetzt können 3D-CAD Programme durch ihre dreidimensionale Darstellung von Objekten den Konstruktionsprozess unterstützen. Ich erinnere mich dabei an ein Schulprojekt an der HTL in Eisenstadt wo wir mit der Konstruktion eines Zylinderkopfs konfrontiert worden sind. Dabei wurde meine Vorstellungskraft an ihre Grenzen gebracht – Zylinderkopf mit Kanälen für die Kühlwasserversorgung, Einstrom- und Auslasskanal mussten im Kopf visualisiert und anschließend auf Papier gebannt werden. Heute: kein Problem. Im Gegenteil, durch die dreidimensionale Visualisierung können Geometrien optimiert werden. Es zeigt sich auch hier, dass die Kreativität der Konstrukteurin hier die Grenze setzen – nicht die Leistungsfähigkeit der Werkzeuge. Doch zurück zu VR: Maschinen können vorab virtuell betrachtet werden. Objekte wie Autos, Motorräder etc. können dem Kunden virtuell präsentiert werden. Bei kleinen und überschaubaren Produkten kann ich aus jetziger Sicht keinen Mehrwert einer VR Darstellung sehen. Doch wie so oft, kann die Möglichkeit einer Technologie die Herangehensweise an Probleme grundlegend verändern. Einen großen Vorteil sehe ich im Eintauchen in den Konstruktionsprozess. Durch die komplette Abschottung zur Umwelt, fokussiert sich der Anwender komplett auf den Konstruktionsprozess. Gerade in Zeiten der permanenten Ablenkung kann so ein isolierter virtueller Raum geschaffen werden in welchem der Prozess des Denkens stattfindet.
Ich kann mir durchaus vorstellen, dass zukünftig der Produktentwicklungsprozess in einer virtuellen Umgebung stattfinden wird. Ausschlaggebend dafür wird sicher die Usability des Systems sein. Momentan werden Eingabegeräte für beide Hände – ähnlich zu Controllern von Spielkonsolen – verwendet. Ein intuitives System zur Interaktion im virtuellen Raum kann hier als Enabler gesehen werden. Hier besteht also durchaus Raum für smarte User Interface Entwickelrinnen.
Augmented Reality in der Konstruktion könnte einen Mehrwert bieten wenn bei bestehenden Objekten Anbauten durchgeführt werden sollen. Der zusätzliche Stock eines Gebäudes? Kein Problem – wird visualisiert. Mit Markern am realen Objekt kann der Anbau virtuell überlagert werden. Doch auch bei kleinen Produkten kann hier die Anpassung virtuell dargestellt werden. Schweifen wir ab in Richtung Marketing dann wird AR wohl eine Must-Have Applikation werden. Schon jetzt werden Kataloge von Spielzeugherstellern mit AR zum Leben erweckt. Bei einer Projektvorstellung führte dieser Katalog plus AR Anwendung dazu, dass die Adressaten dem Katalog mehr Aufmerksamkeit schenkten als dem Vortragendem. Es scheint, dass gerade der optische Kanal ein dominanter Sinneskanal des Menschen ist.

Interaktion mit 3D-CAD Software

Zeichnen mit Maus am Computer? Ja möglich, aber nicht das alleinige Interaktionsprinzip. Die Software erkennt Skizzen und Text für Bemaßungsangaben. Es scheint so, als ob hier die Reise Richtung Anwenderfreundlichkeit geht. Die Voraussetzungen für die Bedienung einer komplexen Software sollen beim User nicht ankommen. Einbindung von Konstrukteure global verteilt – kein Problem. Die Daten liegen in der Cloud – der Multiuserzugriff wird zentral gesteuert. Der neuste Trend liegt in der Verknüpfung von 3D-CAD und Clouddienste. Im Sinne der SaaS (Software as a Service) mietet sich eine Firma eine 3D-CAD Lizenz inklusive eines virtuellen Rechners welcher den Anforderungen der Software entspricht. Installation von Programmen am lokalen Rechner kein Thema – fällt komplett weg. Auch Wartung und Instandhaltung der hauseigenen IT bekommen hier Konkurrenz aus der Cloud. Instantane Verfügbarkeit von Rechnerkapazitäten mit garantierter Aktualität sind unschlagbare Argumente der Software aus der Cloud Schiene. Hier wird sich auch im 3D-CAD Sektor einiges tun. Denke dabei gerade an klassische Office Programme welche als Voraussetzung eine stabile Verbindung zum Internet haben und unabhängig der Rechnerleistung funktionieren.

Fazit

Es ist und bleibt spannend. Technische Entwicklungen erhöhen die Möglichkeiten. Dabei scheint es, dass die Kreativität der Anwenderinnen gefragt ist. Wichtig für mich ist die plakative Aufforderung nach persönlicher Weiterbildung damit ich die Technologien anwenden und erklären kann. Zukünftige Studierende welche ich ausbilden darf, müssen die Konzepte und Prinzipien verstehen als auch die Fähigkeit entwickeln, über den Tellerrand hinausblicken zu können.

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