Mit dem Elektroauto in die Virtual Reality am Tag der Lehre

Diese Woche war ich am Tag der Lehre in Innsbruck am Messegelände. In einer riesigen Messehalle präsentierten die Tiroler Fachberufsschulen Lehrberufe. Die Dichte an verschiedenen Berufen war hoch – so konnten sich Schüler und Schülerinnen ein gutes Bild über mögliche Zukunftswege machen. 
Meine Anreise erfolgte mit einem Elektroauto – zum ersten Mal kam ich in den Genuss eines (fast) autonom fahrendes Auto. Was für ein Gefühl – selbst bei nicht optimalen Bedingungen hielt das Fahrzeug autonom die Spur, regelte den Abstand zum vorderen Fahrzeug und regulierte die Fahrgeschwindigkeit. Die Aufforderung zum Griff an das Lenkrad war da eher störend…aber notwendig.
In Innsbruck angekommen, stellte ich das Fahrzeug auf einen normalen Parkplatz – normal im Sinne von keine Steckdose fürs Aufladen. Laut Reichweitenansage sollte die Rückfahrt nach Kufstein ohne Probleme möglich sein.
Am Tag der Lehre stolperte ich über zwei Virtual Reality (VR) Anwendungen: ein Schweißsimulator und eine Produktionslinie. Beim Schweißsimulator wurde – Überraschung – das Schweißen simuliert. Spannende Anwendung – zumal das Schweißen von manchen Materialien (Aluminium) viel Training benötigt. Hier kann zumindest eine erste Trainingsrunde absolviert werden. Ob es das Training für das Schweißen komplett ersetzen kann? Noch nicht – kein Force Feedback, keine Wärmeentwicklung, keine Änderung des Bauteils infolge der Wärmeeinbringung…
Beim zweiten Stand war man als Operator für eine Produktionsanlage gefragt. Die Interaktion erfolgte wieder mit den gewohnten Handcontrollern – ein bescheidenes Interface zwischen Mensch und der virtuellen Umgebung. Der spielerische Ansatz aber war interessant. Da frag ich mich dann, wie ich spielerische Ansätze in der Lehre verwenden kann. Beim Spielen versenkt man sich dermaßen in der Sache, dass die Umgebung irgendwann ausgeblendet wird und ich unmerklich lerne obwohl ich eigentlich spiele. Lernen ist also kein anstrengendes Muss mehr sondern ein unterhaltsamer Zeitvertreib – skandalös…
Technologien halte also Einzug in die Welt der Ausbildung und Lehre. Die sinnvolle Verwendung dieser Technologien wie VR oder AR bieten sicher einen Mehrwert im Erklären von komplexen Inhalten. Viel spannender finde ich persönlich aber die Lehransätze an und für sich. Storytelling, Spieltheorie – so können bis zu einem gewissen Grad Inhalte erfrischend vermittelt werden. Das Dogma “Lernen muss anstrengend und mühsam sein” scheint zu bröckeln. Das Sich-Versenken wird gefördert, ich tauche in den Flow und lerne. Meine natürlich Neugierde wird geweckt, komplexe Sachverhalte können so vermittelt werden da ich meine Aufnahmefähigkeit sehr hoch ist.
Wow – so geflasht von neuen Ideen ging die Reise zurück Richtung Kufstein. Im E-Car wieder alle Assistenzsystem aktiviert plus Heizung. Da ertönte eine Stimme: “Es könnte sein, dass Sie Ihr Ziel nicht erreichen”. Was? Der Vergleich zwischen Noch-fahrbare Kilometer und Noch-zu-fahrende Kilometer offenbarte nur ein geringes Plus seitens der Noch-fahrbaren Anzeige. Also – Heizung aus, Assistenzsysteme aus, Eco Modus an. Bei gefühlt 15° trudelten wir in Kufstein ein und schafften es mit einer Restladung von 6% oder irgendwas zwischen 0 und 20km zur rettenden Ladestation. Ernüchternd…
Ich bin heute wieder mit dem E-Car gefahren. Unbelehrbar? Nein. Die gewohnte Planungsmethodik (einfach fahren) muss adaptiert werden. Flexibel werden und bei der Planung darauf achten, dass eine Ladesäule in der Nähe des Zielorts ist. Es geht…ansonsten fahr ich wieder mit dem Zug.